Berliner Zahnärzte-Versorgungswerk warnt vor Rentenkürzungen

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Das Versorgungswerk der Zahnärzte Berlin (VZB) verwaltet rund 2 Milliarden Euro für die Altersvorsorge seiner Mitglieder. Doch riskante Investitionen haben das System in eine finanzielle Schieflage gebracht, wie Institutionell Pbm zuvor berichtete. Der neue Vorsitzende des Verwaltungsausschusses, Thomas Schieritz, warnt in einer aktuellen Erklärung, dass die rund 10.000 Mitglieder in Berlin, Brandenburg und Bremen mit spürbaren Einschnitten bei ihren Rentenansprüchen sowie mit höheren Beiträgen rechnen müssen.

Besonders problematisch seien hochriskante Investments in Start-ups, Unternehmensbeteiligungen und Immobilien, die nicht den üblichen Sicherheitsstandards entsprochen hätten. Einige dieser Beteiligungen seien mit unzureichend oder gar nicht besicherten Darlehen finanziert worden. Laut Schieritz sei ein erheblicher Teil der Anlagen akut gefährdet.

Drei unabhängige Kanzleien untersuchen seit Februar die Vorgänge. Ihr erster Bericht zeigt schwerwiegende Pflichtverletzungen, Verstöße gegen gesetzliche Anlagerichtlinien und ein Versagen der Kontrollmechanismen. In Reaktion auf diese Ergebnisse wurde der gesamte Verwaltungsausschuss abberufen. Bereits zuvor waren mehrere Mitglieder zurückgetreten oder abberufen worden.

Stopp von Zahlungen und neue Anlagestrategie

Um die finanzielle Lage zu stabilisieren, hat das VZB die Zahlungen an bestimmte risikobehaftete Beteiligungen gestoppt. Darunter auch die Crowdinvesting-Plattform EV Digital Invest, die Anfang Juli Insolvenz anmeldete. Das Versorgungswerk sieht die Zahlungen als nicht mit den gesetzlichen und satzungsmäßigen Aufgaben vereinbar an.

Ein weiterer schwerer Verlust betrifft Hotelbeteiligungen. Ein Luxushotel auf Ibiza wurde innerhalb eines Jahres um 64,7 Millionen Euro abgewertet. Auch eine US-Investition in das Start-up Rplanet Earth, das Plastikrecycling betreibt, verursachte mit rund 130 Millionen Euro hohe Verluste, wie die Wirtschaftswoche zuvor berichtete.

In Reaktion auf die finanziellen Schwierigkeiten plant das VZB eine Neuausrichtung seiner Anlagestrategie. Künftig sollen regulatorische Vorgaben eingehalten und die Kapitalanlage stärker diversifiziert werden, um mehr Stabilität zu gewährleisten. Bis zum Jahresende wurden zudem die Rentenanwartschaftsmitteilungen ausgesetzt. Die Vertreterversammlung prüft außerdem Schadensersatzansprüche gegen die früheren Verwaltungsausschussmitglieder.

Nicht die erste Rentenkürzung

Bereits 2003 musste das VZB eine Rentenkürzung von 16 Prozent vornehmen. Ein Sicherungssystem für solche Versorgungswerke existiert nicht, weshalb die Mitglieder das gesamte Anlagerisiko tragen.

Die Berliner Aufsichtsbehörde überwacht nach eigenen Angaben weiterhin die ordnungsgemäße Durchführung des Geschäftsbetriebs und prüft, ob die Vermögensverwaltung in geeigneten Anlagen erfolgt.

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