Besonderes Wachstumspotenzial und Renditechancen sieht der Immobilieninvestor Patrizia. Ein Selbstläufer ist es aber keineswegs. Es stellt sich die Frage, wie die steigende Nachfrage möglichst klimaschonend befriedigt werden kann.

Bisher konzentrierten sich institutionelle Investoren überwiegend auf Nordamerika und Europa. Megatrends wie Dekarbonisierung, Digitalisierung und demografischer Wandel machen auch im asiatisch-pazifischen Raum (APAC) umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen notwendig. Sie wecken immer häufiger die Aufmerksamkeit von Investoren. Es besteht erhebliches Potential, Gelder in den asiatisch-pazifischen Raum zu lenken. Die Besonderheiten dieser Region beschreibt Saji Anantakrishnan, Head of Infrastructure Australien & Asien beim Investmentmanager Patrizia, in seiner aktuellen Marktanalyse.

Der Sektor Infrastruktur ist seit jeher aufgrund seiner relativ stabilen Cashflows besonders für langfristig orientierte Investoren interessant. Allerdings sind auch diese Märkte von Zeit zu Zeit Veränderungen unterworfen. So ergeben sich aus dem Netto-Null-Ziel für CO2 Emissionen nicht nur im Bereich Finanzierung Veränderungen, die staatliche und private Investoren sowie andere Stakeholder berücksichtigen sollten. Die angestrebten Klimaschutzziele zu erreichen, wird sicherlich kein Selbstläufer. Jede Herausforderung eröffnet zugleich aber auch Chancen. Es steht außer Frage, dass weitere Klimaschutzmaßnahmen zwingend notwendig sind, um die angestrebte Dekarbonisierung der Wirtschaft voranzubringen. Hieraus ergeben sich aus Sicht von Investoren interessante Chancen zur Erzielung attraktiver Renditen.

Besonderes Wachstumspotenzial sieht Patrizia in der Region APAC. Eine Region, die ökonomisch weiterhin im Aufwind ist und durch ein nach wie vor aus globaler Sicht starkes BIP-Wachstum überzeugt. Nach neuesten Prognosen soll der asiatisch-pazifische Raum mittelfristig zu rund 60 Prozent am Trend zur weltweiten Urbanisierung partizipieren. Zudem wächst die Mittelschicht zwischen 2020 und 2030 von derzeit 54 auf geschätzte 65 Prozent. Beide Entwicklungen, die fortschreitende Urbanisierung sowie der Anstieg der verfügbaren Einkommen werden insgesamt zu einer höheren Nachfrage nach Infrastruktur führen.

Aufgrund der demografischen Entwicklung sinkt in den Industrieländern die Anzahl der Arbeitskräfte. Mit der Folge, dass der asiatisch-pazifische Raum auf Sicht über die relativ größere Erwerbsbevölkerung verfügen wird. Man geht davon aus, dass der Anteil der Erwerbstätigen in den Schwellenländern der Region in den kommenden zwanzig Jahren auf über 400 Millionen Menschen wachsen wird. Mit entsprechend positiven Auswirkungen auf das BIP-Wachstum sowie die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt. Weiteres Indiz: 2022 wurde der Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) erstmals Chinas größter Handelspartner und zog dabei an der EU vorbei.

Alle diese Faktoren zusammen werden voraussichtlich zu einem Wirtschaftswachstum in der Region Asien-Pazifik führen, das weltweit herausragt. 2021 lag das Wachstum bei 6,5 Prozent. Für das Jahr 2022 werden unter schwierigeren Bedingungen immerhin rund 4 Prozent Wachstum erwartet und 2023 etwa 4,3 Prozent. Für Marktbeobachter ist klar, dass die Nachfrage nach Infrastruktur im asiatisch-pazifischen Raum voraussichtlich stark ansteigen wird. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, wie diese steigende Nachfrage möglichst klimaschonend befriedigt werden kann. Nach wie vor werden in dieser Weltregion fossile Brennstoffe intensiv genutzt. Die Region ist weiterhin für mehr als die Hälfte der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Die hohen Bevölkerungszahlen insbesondere in den Küstenregionen sowie die nach wie vor erkennbare Umweltzerstörung und damit einhergehende extreme Wetterereignisse sorgen für Probleme wie etwa einen möglichen weiteren Anstieg des Meeresspiegels. Auch im Bereich Dekarbonisierung hinkt die Region hinterher. Allerdings sind auch hier verstärkte Anstrengungen gegen den Klimawandel zu beobachten.

Dennoch ist damit bei weitem noch nicht die Frage gelöst, wie die erheblichen Mängel in der Energieinfrastruktur beseitigt werden können. Zum Beispiel ist die Netzinfrastruktur in vielen Ländern nach wie vor kaum auf variable Leistungen ausgelegt. Zuweilen bestehen Überlastungen bereits vor Erreichen der Hauptverbrauchszentren. Ein Ausbau um die zusätzlichen Lasten zu bewältigen ist daher unabdingbar. Technologisch sind diese Herausforderungen lösbar. Allerdings gibt es diesen Wandel nicht umsonst. Damit die Region Asien-Pazifik bis 2050 das Netto-Null-Emissionsziel erreichen kann, sind Investitionen von 3,1 Billionen US-Dollar notwendig. Anders ausgedrückt: Die jährlichen Investitionsausgaben müssen (Stand heute) um rund eine Billion Dollar steigen. Eine Summe, die allein über die Staatshaushalte der einzelnen Länder nicht gestemmt werden kann, insbesondere wenn man die hohe Staatsverschuldung und die immer noch spürbaren Folgen der Covid-19 Pandemie berücksichtigt.

Investitionen des Privatsektors sind eine Möglichkeit, die erforderlichen Mittel zur Überbrückung dieser Finanzierungslücke bereitzustellen. An der Spitze dieser Entwicklung steht Japan, das sich zur Privatisierung seiner Flughafeninfrastruktur entschlossen hat. Bereits zuvor wurden die Bereiche Schienenverkehr, Raumfahrtindustrie und ein bedeutender Teil des Sektors Technologie privatisiert. Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima wurde zudem erhebliches privates Kapital zur Finanzierung eines Erneuerbare-Energien-Förderprogramms akquiriert.
Auf dem Weg dorthin sind sicherlich noch einige gesetzliche und regulatorische Fragen zu lösen, insbesondere mit Blick auf die Transformation weg von fossilen Brennstoffen und hin zu Wind-, Solar-, Wasser- und Biomasseenergielösungen.

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