„Insgesamt gibt es in der Branche einen Trend, die Zahl der Titel zu reduzieren“, berichtet Manuel Rehwald, Geschäftsführer von Rehwald Associates. Wurde zum Beispiel jemand früher „Director and Senior Portfolio Manager“ genannt, könnte künftig nur noch „Portfolio Manager“ auf der Visitenkarte stehen.
Das Phänomen der „Jobtitel-Inflation“ war laut Rehwald in den vergangenen Jahren ganz besonders in Deutschland zu beobachten. So wurde vor allem in der Zeit vor der Finanzkrise sehr großzügig zum „Director“ oder „Managing Director“ befördert, wodurch über kurz oder lang auch die Gehaltsansprüche stiegen.
Einen radikalen Schritt hat die DWS vollzogen. Der Vermögensverwalter kündigte in einem Brief an Mitarbeiter an, „ab Mitte 2020 keine Corporate Title mehr in der DWS zu verwenden“. Somit soll es in Zukunft keine Titel wie „Managing Director“ oder „Vice President“ mehr geben. So solle ein Arbeitsumfeld geschaffen werden, in dem Leistung belohnt wird, so der Tenor des Briefs. „Automatische“ Gehaltssprünge, die zuvor mit der Zugehörigkeit zum Club der Vizepräsidenten oder Direktoren einhergingen, werden damit umgangen.
Branche ohne Sexappeal?
Ob dies dem Image der Asset-Management-Branche als attraktiver Arbeitgeber helfen wird, sei dahingestellt. Ohnehin wächst der Nachwuchs nur zögerlich heran. Zum einen wurde besonders in der Finanzkrise einfach zu wenig ausgebildet. Viele Asset Manager waren nicht bereit, Hochschulabsolventen eine Chance zu geben und in die Entwicklung junger Talente zu investieren.
Zum anderen knabbert die Finanzbranche generell noch immer an ihrem Imageschaden. So stürzt die Berufsgruppe der „Bankangestellten“ im Ansehen immer weiter ab. In der Bürgerbefragung des Deutschen Beamtenbundes fällt die Kategorie Jahr für Jahr im Ranking der beliebtesten Jobs. Dem Banker sprachen 2019 nur noch 24 Prozent der Befragten ein gutes Ansehen aus, noch einmal 9 Prozentpunkte weniger als zwei Jahre zuvor.
Da orientiert sich der Hochschulabsolvent dann offenbar lieber anders. Zumal die heute 20 bis 30jährigen auch einfach anders „ticken“ als noch vor zehn oder 20 Jahren. Berufsanfänger der Generation Y suchen in ihrer Tätigkeit Sinnstiftung, so die Trendstudie des Zukunftsinstituts im Auftrag von Signium International. „Persönliche Sinnstiftung und individuelle, kreative Weiterentwicklung durch die Arbeit werden zunehmend in Kombination gedacht“, heißt es dort. Und diese Kombination wittern junge Talente offenbar vermehrt in Sektoren weit weg von der Finanzwelt. Die Gehälter gehen im Asset Management daher “nur noch” auf hohem Niveau seitwärts.
Flexibilität gefragt
Allerdings stehen sich die Unternehmen bei der Mitarbeitersuche auch oft selber im Weg, lautet die Einschätzung vom Manuel Rehwald. Hierzulande achten Arbeitgeber ihm zufolge zu oft ausschließlich auf den Lebenslauf. Es werden häufig nur Kandidaten für offene Stellen in Betracht gezogen, wenn sie exakt in dieser Position schon Erfahrung haben. „In Deutschland ist man wenig interessiert an Kandidaten, die vielleicht charakterlich passen oder die nötigen Skills für eine Position mitbringen, sondern es geht immer um die ganz klar zuordenbare Berufserfahrung. In den USA oder Großbritannien ist das anders. Dort wird man häufig vermehrt nach einer charakterlichen Befähigung eingesetzt“, so der Experte.
Aber auch in Sachen Arbeitszeiten und Home-Office täten Arbeitergeber gut daran, flexibler zu werden. Dies würde zum einen der auf Work-Life-Balance bedachten jungen Generation in die Karten spielen. Zum anderen erleichtere dies Eltern die leichtere Vereinbarung von Beruf und Familie.
Was allerdings laut Personalexperten zu beobachten ist, ist ein zunehmend entspannterer Umgang mit älteren Arbeitnehmern – der demographische Wandel macht’s möglich. Wer früher schon zum alten Eisen gehörte, kann heute hoch begehrt sein.
Mit wie viel Jahren man im Asset Management zum alten Eisen gehört, können Sie in der dpn-Ausgabe Febuar/März 2020 lesen. Mit Gehaltstabellen von Rehwald Associates und Willis Towers Watson.