Wie wird das Jahr 2022 für die Emerging Markets? John Malloy, Portfoliomanager des RWC Global Emerging and Frontier Market Equity Fonds, prognostiziert eine politische Wende in China und vermutet, dass die Schwellenländer vom Wachstum in 2022 besonders profitieren werden.

John Malloy, Portfoliomanager des RWC Global Emerging and Frontier Market Equity Fonds, wirft einen Blick auf das kommende Jahr. Er vermutet, dass die Schwellen- und Frontier-Markets vom Wachstum im nächsten Jahr in besonderem Maße profitieren werden. Laut dem Internationalen Währungsfonds werden die Schwellenländer um 5,1 Prozent wachsen, die Industrienationen nur um 4,5 Prozent.

„Auch wenn 2022 nicht das vollständige Ende der Pandemie markiert, könnte es unserer Ansicht nach das letzte Jahr sein, in dem virusbedingte Einschränkungen die Hauptursache für Konjunkturschwankungen in den meisten Volkswirtschaften der Emerging Markets sind“, ergänzt Malloy.

Die Schwellen- und Frontier-Markets sind 2022 allerdings stark von der Erholung der Reisetätigkeit abhängig, da deren BIP zu einem großen Teil aus dem Tourismus stammt. Malloy geht davon aus, dass der indirekte Beitrag des Reiseverkehrs – beispielsweise auf die Lebensmittel- oder Einzelhandels-Branche – doppelt so hoch ist wie der direkte. Der RWC-Experte denkt, dass Reisebuchungen wieder das Niveau von vor der Pandemie erreichen werden. Dies sei allerdings von der Covid-Politik der Regierungen bezüglich des Flugverkehrs abhängig.

Politische Wende in China?

2021 war in China eindeutig „ein politik-intensives Jahr“, so Malloy. Die politischen Entscheidungsträger leiteten eine weitreichende Verschärfung der Vorschriften in den Bereichen Immobilien, Bildung und Technologie ein. Im Gegenzug verzeichnete Chinas Verschuldung im Verhältnis zum BIP einen Rekordrückgang von 10 Prozentpunkten pro Jahr und das BIP-Wachstum ging in der zweiten Jahreshälfte auf 4,9 Prozent zurück.

Nach Einschätzung Malloys stehen diese politischen Maßnahmen vor einem Wendepunkt. „Wir gehen davon aus, dass die Politik zu einer antizyklischen Lockerung übergehen wird, mit einem etwas höheren Haushaltsdefizit im Jahr 2022, einer Senkung der Unternehmenssteuer, konsumfördernden Maßnahmen und einer Förderung der grünen Infrastruktur. Dies wird dazu beitragen, das BIP zu stärken und zu seiner potenziellen Wachstumsrate zurückzuführen.“

Inflation und ESG

Bezüglich der Inflation ist Malloy optimistisch. Er geht davon aus, dass die Schwellen- und Frontier-Märkte gut mit veränderten Finanzbedingungen fertig werden – auch weil die Fed ihre Politik weit im Voraus bekannt gegeben hat und sich die Zentralbanken der Schwellenländern darauf entstellen konnten.

Die Entwicklungen rund um das Thema Klimawandel und ESG-Maßnahmen werden die Emerging Markets stark beeinflussen. „Die Verpflichtungen der meisten Industrie- und einiger Entwicklungsländer, ihre Emissionen auf Null zu reduzieren, werden zu einer erheblichen Veränderung des weltweiten Energieverbrauchs führen“, so Malloy. Künftig werden laut Malloy Solar- und Windenergie eine wichtigere Rolle spielen und die Nachfrage nach Kupfer, Uran und Lithium wird steigen – davon können Emerging Markets profitieren.

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