Die dpn-Umfrage „Emerging Markets 2021“ zeigt: die Region Asien präsentiert sich unter den Schwellenländern weiterhin stark. Ein Überblick über die einzelnen Regionen aus Sicht der befragten Asset Manager.

Seit vielen Jahren liegt Asien in den dpn-Umfragen als favorisierte Anlageregion der Schwellenländer an der Spitze (die Umfrage aus dem Vorjahr finden Sie hier). Weder die Corona-Pandemie noch der Nachhaltigkeitstrend haben daran etwas geändert. Eher hat sich dieser Trend noch verstärkt. Asien ist damit eine „Category of its own“ innerhalb der Schwellenländer.

Gefragt nach den Emerging Markets, die in den kommenden fünf Jahren den größten Sprung nach vorne machen werden, liegen asiatische Länder und Regionen mit insgesamt 30 Nennungen oben auf der Favoritenliste der Asset Manager. Indien gilt mit 17 Nennungen wie in allen Vorjahren vor China als potenzialreichstes Land. China hatte im vergangenen Jahr zwar deutlich aufgeholt, da es die Pandemie besser im Griff hatte als Indien. Damals deutete alles auf eine spannende Aufholjagd für dieses Jahr hin. Doch nach dem Schock der ersten Covid-19-Welle hat sich die Gesundheitslage in Indien deutlich beruhigt. Entsprechend sind auch die wirtschaftlichen Aussichten besser. Wobei China ebenfalls sehr gute Chancen attestiert werden: 13 Asset Manager erwarten von der chinesischen Wirtschaft einen (weiteren) Sprung nach vorn. Mit Abstand folgen Indonesien mit acht Nennungen und Vietnam mit sieben.

Indien: Großes Potenzial

Für Indien sprechen nach Ansicht der Asset Manager vor allem das Wachstums- und Aufholpotenzial des großen Landes mit seiner jungen, wachsenden Bevölkerung. Die aufstrebende Mittelschicht sorgt für steigende Konsumnachfrage, junge, innovative Technologieunternehmen für Exportgewinne. Die Reformpolitik und Stabilität der Regierung Narendra Modi kommen bei Investoren ebenfalls gut an. Auch mit Blick auf mehr Nachhaltigkeit sind Investitionen geplant. Und die Annäherung an die USA wirkt sich günstig aus. Denn es ist weiter ungewiss, wohin sich das Verhältnis USA–China entwickeln wird.

China gilt weiter als treibende Kraft der Emerging Markets und plant hohe Investitionen in die Infrastruktur und in neue Technologien. Das Land bringt innovative und disruptive Unternehmen hervor, die weltweit expandieren. Der Konsum ist ebenfalls stark. Darüber hinaus gehört China zu den weltweit größten Anleihen- und Aktienmärkten. Allerdings greift die Regierung immer wieder in das wirtschaftliche Geschehen ein und verunsichert manchen Investor. Ungewiss ist, wie sich die derzeitige Krise großer chinesischer Immobilienkonzerne auf die Volkswirtschaft und die Aktienmärkte auswirken wird. Allerdings versprechen sich die Asset Manager von den derzeitigen Eingriffen der Regierung auch mehr Stabilität sowie Fortschritte in Richtung Nachhaltigkeit.

Auch Afrika ist aussichtsreich

Nach Asien folgen als aussichtsreichste Regionen Afrika mit neun, Lateinamerika mit acht sowie Osteuropa und Zentralasien mit zusammen sieben Nennungen. Dabei führen die Befragten neben den klassischen Emerging Markets auch Frontier Markets auf. Afrika hat sich bislang in der Pandemie aus unterschiedlichen Gründen relativ resilient gezeigt. Investitionsfavorit in Afrika ist die Côte d’Ivoire aufgrund des Wirtschaftswachstums und -potenzials.

Afrika liegt in den dpn-Umfragen seit Jahren vor Lateinamerika. In Lateinamerika sind die Blicke der Asset Manager vor allem auf Brasilien und Uruguay gerichtet. In Brasilien herrscht nach der tödlichen ersten Covid-19-Welle wieder Aufbruchstimmung, denn die Infektionszahlen sind relativ niedrig.

In Osteuropa und Zentralasien ist die Ukraine das Land der größten Hoffnungen trotz der derzeit angespannten Lage an der Grenze zu Russland. Als Gründe für die Ukraine listen die Befragten die laufenden Reformen und Makrostabilität, die Nähe zur EU, die sinkende Verschuldung, wachsende Reserven und die Unterstützung durch den IWF auf. Die Türkei findet in diesem Jahr keine Fürsprecher unter den Asset Managern.

Großes Vertrauen in aktives Management

Eine überwältigende Mehrheit von 33 Asset Managern ist der Ansicht, dass aktiv gemanagte Investments in Emerging-Markets-Aktien passive Anlagen über einen Zeitraum von fünf Jahren schlagen werden. Nur drei sind gegenteiliger Meinung, fünf enthalten sich. Dabei nehmen die Asset Manager den Trend zu passiven Investments durchaus wahr. Immerhin 12 sind der Auffassung, dass sich der Siegeszug der Aktien-ETFs auf Kosten aktiver Ansätze bei Schwellenländern fortsetzen wird. Eine Mehrheit von 24 Befragten widerspricht dieser These. Bei Anleihen-ETFs erwarten sechs einen weiteren Zuwachs, 33 nicht. Bei Anleihen legen Anleger noch größeren Wert auf die gezielte Einzelauswahl der Wertpapiere als bei Aktien, da viel mehr Faktoren zu berücksichtigen sind. Hier vertrauen sie auf die Expertise der Asset Manager.

Die Mehrheit der Befragten geht gleichzeitig davon aus, dass sich die Anlageexpertise für Emerging Markets nicht nur vor Ort, sondern auch aus der Ferne anhand verfügbarer Daten erwerben lässt. Entsprechend lehnen 30 Befragte die These ab, Asset Manager müssten ihr Research und Portfoliomanagement auch physisch in den Schwellenländern haben. Nur zehn Befragte stimmen dieser Auffassung zu, darunter vor allem große Asset Manager, die mit eigenen Repräsentanzen weltweit vertreten sind.

Die gesamte Umfrage mit detaillierten Ergebnissen finden Sie in der dpn-Ausgabe Dezember 2021/Januar 2022. Zudem finden Sie hier den ersten Teil der Umfrage. 

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