Die Schwellenländer befinden sich an einem selten wichtigen Wendepunkt, an dem gegenläufige Tendenzen aufeinandertreffen, kommentiert Manraj Sekhon, CIO Franklin Templeton Emerging Markets Equity. Die Nachwirkungen der extrem lockeren Geldpolitik als Nachwirkung der globalen Finanzkrise, das niedrige weltweite Wachstum wegen der Schwäche des verarbeitenden Gewerbes und der Industrieproduktion, die weiter wachsende Bedeutung der Verbraucher und die Veränderungen und Chancen durch die New Economy bilden eine explosive Mischung.
Das Jahr 2019 habe im Zeichen zahlreicher Ablenkungen und gegenläufiger Signale gestanden. Deshalb seien viele Investoren weniger Risiken eingegangen und hätten einen Abschlag auf die langfristigen Wachstumstreiber der Schwellenländer berechnet. Obwohl manche Unsicherheiten kurzfristig bestehen bleiben könnten, hält Manraj Sekhon (Franklin Templeton Emerging Markets Equity) es für entscheidend, am Ball zu bleiben. Die Märkte hätten gerade erst begonnen, die Chancen des technologischen Wandels und des Übergangs der Unternehmen weg von traditionellen Modellen wertzuschätzen. Nach Einschätzung des Hauses sei das Anlagespektrum in den Schwellenländern weit und vielversprechend für Anleger, die über kurzfristige Volatilität hinausblicken und langfristig investieren können.
“Die Schwellenländer befinden sich an einem selten wichtigen Wendepunkt, an dem gegenläufige Tendenzen aufeinandertreffen. Wir erwarten, dass sie für Anleger, die über kurzfristige Volatilität hinausblicken und langfristig investieren können, vielversprechend bleiben.”
Manraj S. Sekhon, CFA, Chief Investment Officer, Franklin Templeton Emerging Markets Equity
Die Zinssenkungen der US-Notenbank und der Trend zu niedrigeren Zinsen weltweit haben den Schwellenländern im Jahr 2019 Rückenwind verschafft. Aber obwohl die Gesamtrenditen von Schwellenländeranleihen positiv waren, zeigen höhere politische Risiken etwa in Argentinien und im Libanon, dass Anleger vorsichtig agieren sollten, so die Einschätzung von Aaron Grehan, Portfolio Manager und Deputy Head of Emerging Market Debt bei Aviva Investors.
Relativ niedrige Ausfallraten sowie starke Fundamentaldaten im Universum der Unternehmensanleihen von Schwellenländern in diesem Jahr verdeutlichten einmal mehr die Widerstandsfähigkeit dieser Anlageklasse. Dies dürfte sich nach Ansicht Grehans auch 2020 kaum ändern. Das anhaltende Wachstum dieses Anlageuniversums eröffne den Anlegern eine größere Bandbreite an Investmentchancen und gebe ihnen zudem die Möglichkeit, das Portfolioexposure an veränderte Makrobedingungen anzupassen.
“Angesichts sinkender Renditen für Investment-Grade-Anleihen aus Schwellenländern dürften Hochzinsanleihen in Hartwährungen im nächsten Jahr der wichtigste Treiber für Renditen in der Anlageklasse werden, sofern sich die makroökonomischen Bedingungen nicht verschlechtern.”
Aaron Grehan, Portfolio Manager und Deputy Head of Emerging Market Debt bei Aviva Investors
Staatsanleihen der Emerging Markets profitieren von Veränderungen bei Geo-und Geldpolitik
In einem Umfeld lockerer Geldpolitik, eingedämmter geopolitischer Spannungen und schwachen Wachstums spricht für Jens Wilhelm, Vorstand von Union Investment, viel für eine chancenreiche Positionierung. Er rät unter anderem zu Staatsanleihen der Emerging Markets, da diese von den Veränderungen bei Geo-und Geldpolitik besonders profitierten.
“Carry-Anlagen, etwa Unternehmensanleihen aus dem Investment-Grade-Bereich oder Staatsanleihen der Emerging Markets sind attraktiv, da sie von den Veränderungen bei Geo- und Geldpolitik besonders profitieren.”
Jens Wilhelm, Vorstand von Union Investment
Schwellenländer – treibende Kraft weltwirtschaftlichen Wachstums?
Dass eine Investition in Schwellenländeranleihen in einem Niedrigzinsumfeld vielversprechend sein kann, darauf verweist auch Kenneth Akintewe, Head of Asian Sovereign Debt bei Aberdeen Standard Investments. Er sieht eine kontinuierliche Verbesserung der Fundamentaldaten der Schwellenländer, die so immer mehr zu treibenden Kraft weltwirtschaftlichen Wachstums werden. Trotzdem sei festzustellen, dass Schwellenländeranleihen in den Portofolios der globalen Asset Managern immer noch unterrepräsentiert seien. Dabei stelle die Gesamtheit aller Schwellenländeranleihemärkte bereits heute eines der größten Anlageuniversen weltweit dar. In einer immer stärker miteinander vernetzten Niedrigzinswelt, sollte diese Assetklasse bei der Generierung solider, risikoadjustierter Renditen eine wichtige Rolle spiele, so seine Empfehlung.
“Die enorme Vielfalt der Schwellenländer und ihrer Märkte bietet beträchtliches Diversifikationspotenzial und vielfältige, sehr werthaltige Chancen.”
Kenneth Akintewe, Head of Asian Sovereign Debt bei Aberdeen Standard Investments
Rückenwind für Schwellenländeranleihen
Die Zentralbanken der Schwellenländer haben parallel zu den Notenbanken der Industrieländer die Leitzinsen gesenkt, wobei sie in den letzten zwölf Monaten insgesamt fast 60 separate Zinssenkungen vorgenommen haben. Obwohl das Tempo der geldpolitischen Lockerung wahrscheinlich nachlassen wird, hat sie sich als positiver Rückenwind für Schwellenländeranleihen erwiesen, stellt J.P. Morgan fest.
Da sich das schwächere Wachstum in den Industriestaaten 2020 fortsetzen dürfte, erwartet J.P. Morgan trotz der kontinuierlichen Abkühlung in China zunehmende Wachstumsunterschiede zwischen Schwellen- und Industrieländern. Die voraussichtliche Erholung in Lateinamerika und anderswo dürfte dazu beitragen. Von einem stärkeren Wachstumsgefälle könnten insbesondere die Währungen der Schwellenländer profitieren, so die Einschätzung aus dem Hause. Aber auch für Anlagen in den Schwellenländern bestehen Risiken: Die diesjährigen Ereignisse in Argentinien, Ecuador und im Libanon erinnerten an das marktspezifische Risiko, das wahrscheinlich bestehen bleibt. Faktoren wie die steigende Jugendarbeitslosigkeit, Korruption und die zunehmende Vermögenskonzentration führten in einigen Ländern zu stärkeren sozialen Spannungen.
Reihe von Risiken könnten Marktvolatilitäten auslösen
Mit Blick auf 2020 sind die führenden Investoren von T. Rowe Price der Ansicht, dass die globalen Kapitalmärkte durch ein anhaltendes Wirtschaftswachstum und niedrige, aber stabile Inflationsraten unterstützt werden sollten. Eine Reihe von Risiken, darunter politische Unsicherheiten oder ein langsames Gewinnwachstum, könnten Marktvolatilitäten auslösen. Investoren müssten “mit dem Unbehagen zufrieden sein”, um die potenziell attraktiven Möglichkeiten zu nutzen, sagt Justin Thomson, Chief Investment Officer (CIO), Equity.
“Wir halten die richtige Mischung aus Bankkrediten, High-Yield-Bonds und Unternehmensanleihen der Schwellenländer [Emerging Markets] für sinnvoll”.
Mark Vaselkiv Chief Investment Officer, Fixed Income, T. Rowe Price