Es war sicherlich kein gewöhnliches Jahrespressegespräch, zu dem Metzler am Dienstag (16. Mai) geladen hatte. Veränderung lag in der Luft. Denn es sollte das letzte sein, dass Private-Banking-Vorstand Emmerich Müller als Vorstandssprecher leitete. Nach über 23 Jahren bei der Privatbank wird er im Juli in den Aufsichtsrat wechseln und dort Christoph Schücking ersetzen, der in den Ruhestand geht. Emmerichs Nachfolger saß bereits neben ihm: Gerhard Wiesheu wird ab dem 1. Juli 2023 die Rolle des Vorstandssprechers übernehmen. Zudem gehören seit Jahresbeginn mit der bisherigen Generalbevollmächtigten Stefanie Buchmann und Franz von Metzler zwei weitere neue Gesichter dem Vorstand an. „Dass mit Franz von Metzler wieder ein Familienmitglied in das Leitungsorgan der Bank eingezogen ist, unterstreicht das große Engagement sowie die enge Verbundenheit der Familie mit dem Haus“, kommentiert Müller die jüngsten personellen Weichenstellungen, die Metzler solide in die Zukunft führen sollen.
Digital Assets Office läuft an
Es wurden aber auch Weichenstellungen strategischer Natur vorgenommen. Im vergangenen Sommer startete das Bankhaus mit dem Digital Assets Office eine bereichsübergreifende Abteilung, die sich zentral mit der Blockchain-Technologie und dem Digital-Assets-Ökosystem beschäftigt. „Uns geht es weniger darum, in Bitcoin zu investieren“, erläutert der für diesen Bereich zuständige Vorstand Mario Mattera auf dpn-Nachfrage. Vielmehr evaluiert er mit seinem Team, ob die verschiedenen Methoden die Effizienz der Bank steigern können und zu neuen Dienstleistungen führen. „Das ist ein Prozess“, ordnet Mattera die Entwicklung der Technologie ein. „Wir wollen gewappnet sein, wenn sich in ein paar Jahren die Infrastruktur verändert und wir uns mit unserer Abwicklung auf dieser komplett neuen Infrastruktur wiederfinden.“ Es handle sich um einen strategischen Aspekt, auf den sich das Traditionshaus einrichte. Damit die Angestellten diesen Weg mitgehen, bietet Metzler verschiedene interne Weiterbildungen zum Thema Blockchain an. „Die sind stark frequentiert“, so Mattera. „Rund ein Drittel der Belegschaft haben wir in den Grundlagen rund um die Blockchain geschult.“
Institutionelles Geschäft wird ausgebaut
Aber natürlich dürfen bei solch einem Jahrespressegespräch auch Zahlen nicht fehlen. Und die können sich im für institutionelle Investoren relevanten Asset Management unterm Strich sehen lassen: Zwar sind die Total Assets angesichts der schwachen Marktentwicklung sowie einem Mandatsabgang eines Master-KVG-Kunden von 80 Milliarden auf 69 Milliarden Euro geschrumpft – ein Rückgang von knapp 14 Prozent. Doch gleichzeitig sei es gelungen, „erfreuliche Mittelzuflüsse“ in aktiv gemanagten Fonds zu generieren. Das Metzler Pension Management hat sich trotz des widrigen Umfelds sehr positiv entwickelt: Die Zahl der betreuten Unternehmen stieg von 270 auf fast 300, mit mehr als 100.000 Versorgungsverhältnissen. „Hieraus resultierten insgesamt Kapitalanlagen für Rechnung und Risiko von Arbeitnehmern und Arbeitgebern in Höhe von mehr als 11 Milliarden Euro“, resümiert Müller. Neu-Vorstand Franz von Metzler, zuständig für das Asset Management, sieht in diesem Bereich starke Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Auch dank des im Herbst 2022 eingeführten ersten Sozialpartnermodells (dpn berichtete) sei Metzler im Pension Management führend.
Entsprechend verwundert es nicht, dass Metzler das Geschäft mit institutionellen Kunden sowohl im Research als auch im Bereich Trading ausbauen konnte. Mattera spricht auf dpn-Nachfrage von einem Anstieg von etwa 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders in Frankreich und UK habe die Bank wachsen können. Angesichts der turbulenten Entwicklung an den Rentenmärkten hätten sich die institutionellen Kunden aber recht risikoavers gezeigt und sich in ihrer Kapitalanlage vor allem auf kürzere Durationen konzentriert.