Der BVV vergab ein 3,6 Milliarden Euro schweres Transition-Management-Mandat an Universal-Investment. Michael Lennert sprach darüber mit Frank Egermann, Head of Portfolio Management beim BVV, und Thomas Casper, Head of Portfolio Management Services bei Universal-Investment.

Der BVV vergab ein 3,6 Milliarden Euro schweres Transition-Management-Mandat an Universal-Investment. Wie kam es zu dieser Vergabe?

Frank Egermann: Im Grunde ist das, worüber wir heute sprechen, das Ergebnis zweier Routineprozesse im BVV gewesen. Das eine war die Überprüfung der strategischen Asset Allocation. Diese prüfen wir jährlich und nehmen möglicherweise Anpassungen vor. Beispielsweise haben wir gegenüber dem Vorjahr die Aktienquote zurückgenommen. Das andere war ein routinemäßiger Review einzelner Asset-Klassen. Bei einem derartigen Review fragen wir uns, ob wir noch mit den richtigen Strategien beziehungsweise den richtigen Managern unterwegs sind, marktgerechte Konditionen haben et cetera. Beides fiel hier jetzt zusammen für die Asset-Klasse Aktien. Insofern ist das ein größeres Projekt geworden, da Aktien für uns eine wichtige Asset-Klasse sind.

Haben Sie diese Reviews alleine durchgeführt oder wurden Sie von einem Consultant beraten?

Egermann: In aller Regel benutzen wir keinen Consultant. In diesen Prozess wurde auch kein Consultant miteingebunden.

Welche Kriterien für Anlageerfolg sind für Sie wesentlich?

Egermann: Wesentlich ist für uns die Ausrichtung der strategischen Asset Allocation. Bei den Eigenanlagen fokussieren wir uns ausschließlich auf Zinsträger jeglicher Couleur wie Anleihen, Schuldscheine, et cetera. Jedwede andere Asset-Klasse findet unter Einbindung externer Manager statt. Mit der Konsequenz, dass die dritte große Aufgabe für uns, also neben dem Management des Direktbestandes und der strategischen Ausrichtung des Portfolios, die Manager-Selektion ist.

Sie vergaben das Transition-Management-Mandat bei der Asset-Klasse Aktien. Wie hoch ist Ihr Aktienanteil?

Egermann: Wir haben eine strategische Zielquote, die liegt bei Aktien bei rund 13 Prozent. Dabei sprechen wir von Aktien verschiedenster Strategien sowie von taktischen Bandbreiten. Sprich, in volatilen Zeiten wie diesen finden Anpassungen des Exposures statt.

Wie sind Sie bei der Vergabe des Transition- Mandates vorgegangen?

Egermann: Transition ist für uns kein Neuland. Daher war uns hier bewusst, dass wir zum einen über ein signifikantes Volumen reden und dass dies zum anderen eine komplexere Transaktion wird. Insofern war für uns schnell klar, dass wir das mit einem externen Partner machen.

Herr Casper, Sie haben im Vorgespräch davon gesprochen, dass Sie grundsätzlich eine erhöhte Nachfrage nach Transition-Management-Dienstleistungen verspüren. Worauf führen Sie das zurück? Sind die institutionellen Investoren etwa zunehmend unzufrieden mit der Performance ihrer Asset Manager?

Casper: Das starke Wachstum im Transition Management hat mehrere Ursachen. Die erste ist eine sehr simple, ohne zu sehr Eigenwerbung machen zu wollen. Die UI-Plattform ist – ich bin jetzt im 14. Jahr bei Universal-Investment – von Jahr zu Jahr stark gewachsen und bei immer mehr Fonds auf der Plattform kommt es häufiger zu Veränderungen in den Portfolios, die wir begleiten. Daneben haben sich die Kapitalmarkt-Rahmenbedingungen in den letzten Jahren doch sehr verändert und sind sehr stark von negativen Renditen bestimmt. Auf diese Veränderungen im Kapitalmarktsystem antworten die institutionellen Anleger mit Veränderungen in der strategischen Asset Allocation. Gleichzeitig sind die Allokationen auf Anlegerseite deutlich komplexer geworden. Beispielsweise sieht man zunehmend einen Shift in Richtung alternative Investments, Real Assets oder Immobilien – Transition Management hilft hier beim Wechsel von liquiden in alternative Anlagen, sei es durch Liquidations- oder Projektmanagement. Ein weiterer Grund sind natürlich Black-Swan-Ereignisse wie nun die Corona-Pandemie, die, ich will nicht sagen, Schwachpunkte offenlegen, aber aufzeigen, wie robust eine strategische Asset Allocation oder ein implementiertes Risikomanagement aufgestellt ist oder wo gegebenenfalls ein institutioneller Anleger nachbessern kann.

Egermann: Wenn ich das kurz ergänzen darf. Ein weiterer Grund ist auch, dass immer mehr Investoren erkennen, dass Transition Management einen Wert an sich bringt. Transition Management ist eine Dienstleistung, die man zwar bezahlen muss, durch die man nicht nur bei den expliziten, sondern insbesondere bei den impliziten Kosten jedoch auch eine Menge Geld spart. Ein ganz entscheidender Faktor für einen Transition-Prozess ist es also, nicht nur Transaktionssicherheit, sondern vor allem Kosteneffizienz zu haben.

Casper: Ja genau.

Herr Egermann, können Sie kurz skizzieren, was der genaue Inhalt der Transition war?

Egermann: Das kann ich gerne machen. Bei der Transition war ein Masterfonds betroffen. Es handelte sich wie bereits schon angesprochen um die Asset-Klasse Aktien, im Einzelnen Large Caps, Small Caps und Emerging Markets Equities mit Investment-Ansätzen aus den Bereichen Long-Only, Long-Short und Market-Neutral. Insgesamt waren es neun Segmente, die aufgelöst wurden und bei denen die Manager gekündigt wurden. Die Assets aus diesen aufzulösenden Segmenten wurden analysiert und dabei festgelegt, welche Assets für die zukünftige Struktur genutzt werden können, die sogenannten Cross-Positionen, die nicht über den Markt gehandelt werden.

Casper: In der Tat ist es eine der wesentlichen Aufgaben im Transition-Management-Prozess, diese Cross-Positionen zu identifizieren. Hier in dieser Transition waren es circa acht bis neun Prozent des gesamten Transaktionsvolumens, die nicht über den Markt gehandelt werden müssen. Wenn man von Implementierungskosten von circa 20 Basispunkten ausgeht, kann man leicht errechnen, welche Einsparpotenziale bei Cross-Positionen vorhanden sind.

Egermann: Alle anderen Assets, die nicht mehr in der zukünftigen Struktur benötigt werden, wurden verkauft. Daneben mussten fünf neue Segmente mit entsprechenden Asset-Managern aufgesetzt, unter anderem für Small Caps und Emerging Markets Equities, sowie drei bestehende Segmente aufgestockt werden. Obendrein waren noch vier weitere Segmente betroffen, etwa ein Overlay-Segment und ein Collateral-Segment, weil auch EMIR-pflichtige Geschäfte getätigt werden. Das war im Prinzip das grobe Mengengerüst der Transaktion.

Auf welche Faktoren bei der Transition haben Sie besonderes Augenmerk gelegt?

Casper: Wir haben, wie bereits angesprochen, ein besonderes Augenmerk auf die einzelnen Kostenbestandteile gelegt. Diese müssen transparent und valide sein. Dazu zählen explizite Kosten wie die eigentlichen Gebühren für den Transition Manager, die Broker Fee oder die Steuern. Diese Kosten machen rund 20 Prozent der Gesamt-transaktion aus. Entscheidend sind jedoch insbesondere die impliziten Kosten wie die Spread-Kosten, die Market-Impact-Kosten oder die Opportunitätskosten. Insgesamt, wenn man alle Kosten zusammennimmt, errechnet sich daraus der Implementation Short Fall. Und diesen gilt es zu optimieren.

Egermann: Ein Problem bei einer derart komplexen Transition ist, dass Sie über diese Transition-Zeit Marktrisiken tragen. Deswegen verlangt dies nach einem sehr transparenten und professionellen Prozess. Es geht hier nicht einfach nur darum, Manager A gegen Manager B auszutauschen. Am Ende dieses Prozesses hat das Portfolio einen ganz anderen Charakter. Da will man auch in der Umsetzung keine bösen Überraschungen erleben.

Worin lag der Erfolg Ihrer Zusammenarbeit?

Egermann: Vorrangig in einer transparenten Kommunikation und im frühzeitigen Einbinden der Transaktionspartner. Wenn es bestimmte Dinge im Feintuning zu regeln gibt, waren und sind wir zudem jederzeit sofort ansprechbar.

Casper: Herr Egermann hat die wichtigen Punkte schon genannt. Rechtzeitige Einbindung in die Überlegungen der Umstrukturierungspläne. Enge Zusammenarbeit. Reger und zeitnaher Informationsaustausch, falls sich in der Planung Änderungen ergeben, damit wir die eigentliche Transition entsprechend adjustieren können. Wir geben immer ein tägliches Update, wenn es in die heiße Phase, also in die Handelsphase geht. Das haben wir auch immer so zurückgespielt bekommen, dass es sehr wichtig ist für den Anleger, damit er weiß, wo er steht, was gut läuft. Aber wir benennen auch die Dinge, es gerade Probleme gibt. Und wir liefern eine volle Kostentransparenz. Das ist auch der Anspruch des Transition Managers oder des Transition Managements. In diesem konkreten Fall konnten wir 68 Prozent Kostenersparnis gegenüber einer unkoordinierten, ungehedgten Umstrukturierung erzielen.

Herr Casper, wenn Sie in die Zukunft schauen, sehen Sie neue Dienstleistungen beim Transition Management?

Casper: Die Grundidee von Transition Management hat sich bewährt und dürfte sich nicht radikal ändern. Dennoch gibt es natürlich Weiterentwicklungen, beispielsweise die Anpassung des Transition Managements an die sich verändernden Allokationen. Im Moment ist es ja eher so, dass das Transition Management nur auf den liquiden Bereich, also den Wertpapierbereich, beschränkt ist, die Allokationen jedoch zunehmend komplexer werden und in Richtung alternative Investments, Real Assets oder den Bereich Real Estate gehen. Hier sehen wir die ersten interessanten Ansätze. Zudem sehen wir seit mehreren Jahren eine zunehmende Differenzierung zwischen Asset Managern und Spezialisten für den Übergang, die sich weiter verstärken dürfte.

Vielen Dank für das Gespräch.

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