Autor: Dave Bujnowski, Partner bei Baillie Gifford
Dreizehn Jahre der Outperformance von „Growth“-Aktien wurden durch den Krieg in Europa, den Schock über die Lieferketten nach der Pandemie, den Arbeitskräftemangel und die grassierende Inflation jäh unterbrochen.
Wie geht es also weiter für „Growth“-Investoren?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns die Triebkräfte des Wachstums genauer ansehen. Auf den ersten Blick eigentlich ganz simpel: Wachstum entsteht, wenn ein Produkt oder eine Dienst-leistung auf die entsprechende Nachfrage trifft. Aber weder das Angebot noch die Nachfrage sind statisch. Sie werden von drei verschiedenen „Motoren“ angetrieben: Expansion, Disruption und Substitution.
Der expansive Wachstumsmotor wird in Gang gesetzt, wenn die Nachfrage nach einem Produkt oder einer Dienstleistung steigt. Diese zusätzliche Nachfrage kann durch makroökonomische Ursachen wie niedrige Zinssätze oder durch Innovationen wie mobile Apps ausgelöst werden.
Einige der Motoren für Expansionswachstum stottern, da die makroökonomischen Bedingungen weniger freundlich werden und der anfängliche Impuls durch die Innovation des immer schnelleren Internets nachlässt.
Aber andere Wachstumstreiber mit ähnlicher Kraft sind weiter im Entstehen und bieten neue Möglichkeiten. Neue Formen von Daten wie etwa die Blockchain-Technologie, die Lösungen für nie zuvor behandelte Probleme bieten, sind eine davon. Ein anderer potentieller Expansionsmotor ist das Zusammenwirken von Big Data und AI im Gesundheitswesen, das zu neuen Therapien und Diagnose-möglichkeiten führt.
Der zweite Motor, das disruptive Wachstum, kommt in Gang, wenn die Nachfrage stabil bleibt, aber das Angebot, um sie zu befriedigen, besser wird.
Ein Beispiel: E-Commerce hat sich in den USA in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt, und die Ausgaben für Cloud-Infrastrukturen übersteigen inzwischen die Investitionen in traditionelle Rechenzentren um ein Vielfaches. Oder: Der Verkauf von Elektrofahrzeugen, deren Marktakzeptanz mittlerweile den Wendepunkt überschritten hat.
Diese Form des disruptiven Wachstums braucht keine expandierende Wirtschaft, um Wachstums-unternehmen hervorzubringen.
Das Substitutionswachstum, der dritte Motor, entsteht durch eine Nachfrage, die nicht wächst, sondern sich verändert. Etwa das Bewusstsein für den Klimawandel und die Nachfrage nach sauberer Energie. Das gab es vor 20 Jahren einfach noch nicht; jetzt ist es da.
Wenn sich ein System verändert, verändern sich auch seine Probleme. Aber neue Probleme bedeuten auch neue Geschäftsmöglichkeiten. Harte Zeiten schließen also Wachstumschancen nicht aus. Wenn ein System schrumpft, können wohl die Motoren für Expansionswachstum ins Stocken geraten, aber „Kipppunkte“ in einem System bringen neue Chancen.
Betrachten Sie die jüngsten Veränderungen in den Dimensionen von Überfluss und Knappheit. Über-fluss ist das, was uns die letzten zehn bis 15 Jahre des technologischen Fortschritts gebracht haben. Die Menschen können sofort mit jedem auf der Welt in Kontakt treten, sich fast alles innerhalb von zwei Tagen liefern lassen und endlos TV-Inhalte anschauen. Den Werbetreibenden steht eine Flut von Daten zur Verfügung, mit deren Hilfe sie die Verbraucher gezielt ansprechen können.
Doch in den letzten zwei Jahren ist Knappheit in unser Leben getreten und hat zu Reibungen geführt. Neben Lockdowns, Energiekrisen und gestörten Lieferketten ein Beispiel aus der Welt der Daten: Werbetreibende und Aufsichtsbehörden haben die Verfügbarkeit bestimmter Datentypen eingeschränkt, und Apple hat die Möglichkeit von Drittanbieter-Apps, die Online-Aktivitäten der Nutzer zu verfolgen, begrenzt. Daten mögen zwar nicht wirklich knapp sein, aber das Pendel schwingt immer dahin, wo die Hebelwirkung und der Wert innerhalb eines Systems liegen.
Warum ist das wichtig? Wenn relativer Überfluss in relative Knappheit umschlägt, ändern sich auch die systemischen Probleme, die es zu lösen gilt – oder die Anforderungen, die zu erfüllen sind. In Zeiten des Überflusses besteht das Hauptproblem darin, die Nachfrage zu bündeln und dem Überfluss einen Sinn zu geben, indem man ihn ordnet. Unternehmen, die genau das können, gewinnen an Wert (siehe unter anderem Alphabet, Meta, Amazon, Netflix). Im Gegensatz dazu entstehen in Zeiten der Knappheit neue Probleme. Das heißt, Wert entsteht für diejenigen, die entweder die knappe Ressource kontrollieren oder alternative Ressourcen liefern können. Es geht hier nicht darum, dass die Unternehmen, die in Zeiten des Überflusses erfolgreich waren, plötzlich ihre Wachstums¬aussichten verloren haben. Es geht darum, dass die relative Knappheit neue Chancen eröffnet.
Unternehmen, die First-Party-Daten, also Kundendaten, die sie selbst sammeln und besitzen, nutzen können, scheinen gut positioniert zu sein. Gleiches gilt für Unternehmen, die Produktivität und Automatisierung verbessern in Erwartung eines Arbeitskräftemangels. Und vor allem, wenn ein systemisches, expansives Wachstum schwieriger zu erreichen ist, wird alles, was mit der digitalen Transformation zu tun hat, davon profitieren – also die Cloud, Data Science, agile Software-entwicklung und so weiter. Wenn der Kuchen insgesamt nicht wächst, werden die Unternehmen ihren Marktanteil vergrößern, indem sie durch die digitale Transformation wettbewerbsfähiger werden.
Während diese Mechanik von Wachstumsinvestoren bereits gut verstanden wird, werden ihre Potenz und Dauer immer noch unterschätzt. Schließlich verleitet der Begriff „digitale Transformation“ dazu, sich eine Welt vorzustellen, die von einem analogen Punkt A zu einem digitalen Punkt B migriert. Nach dem Motto: „Okay, wir sind in die Cloud umgezogen; erledigt!“
Doch Punkt B ist kein Endzustand. Er ist erst der Anfang. Die digitale Welt enthält neue, unendlich skalierbare Werkzeuge (Software, Daten, Rechenkapazität), die auf unendlich skalierbare Weise genutzt werden können. Und nicht nur die Infrastruktur, die wir in den letzten Jahrzehnten installiert haben, ist unendlich skalierbar, sondern auch die Ressource, die sie am besten nutzt: der menschliche Einfallsreichtum und unsere Fähigkeit, die Probleme von morgen zu lösen.
Ist das nicht der stärkste Wachstumsmotor von allen?
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Diese Mitteilung wurde im November 2022 erstellt und ist seitdem nicht mehr aktualisiert worden. Sie gibt die Ansichten zum Zeitpunkt der Erstellung wieder und spiegelt möglicherweise nicht die aktuellen Überlegungen wider.
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